Kenia wird in seiner Mitte vom Äquator durchschnitten. Die Landesnatur gliedert sich in viele verschiedene Landschaftsformen. Diese reichen von tropischem Regenwald bis zu Wüstengebieten. Kenia wurde 1963 von der ehem. Kolonialmacht Grossbritannien unabhängig. Das Land ist gut eineinhalbmal so gross wie Deutschland.

 

Am Freitag, 26.10.2018 brachen wir zu unserem ersten Abenteuer in Kenia auf, welches aber abrupt gestoppt wurde. Die 50 km Piste bis zum Amboseli Nationalpark entpuppte sich als grauenhaftes Wellblech. Wir und unser Truck wurden fürchterlich durchgeschüttelt. Von der angeblich wunderschönen Landschaft bekamen wir nicht viel zu sehen, es regnete und die Wolken hingen tief. Kurz vor dem Parkeingang meint Erich, er könne nicht mehr richtig schalten und dann beginnt der Lärm. Bereits unterwegs musste Erich den Dachträger neu befestigen, vom Rütteln hatten sich die Schrauben gelöst. Aber jetzt musste etwas Schlimmeres passiert sein, irgendetwas mit dem Getriebe? In den Park zu fahren wäre zu riskant, also beschliessen wir wieder umzudrehen und irgendwie nach Nairobi zu gelangen. Ganz langsam (ein Marathonläufer wäre schneller) und mit wenig Reifendruck tuckern wir wieder Richtung Namanga dem Grenzort. Während der Mittagspause sieht sich Erich die Sache etwas genauer an und entdeckt die Ursache des immer noch zunehmenden Geräusches. Fazit: die Aufhängung des Getriebes ist gebrochen und die Telma Bremse streift nun die Kardanwelle. Erich fixiert mit Spannsets das Getriebe und so wagen wir uns auf die 230 km bis Nairobi, ein Grossteil davon ist zum Glück asphaltiert. Es ist schon spät, deshalb suchen wir einen Platz zum Übernachten. Bei der Tizi-Lodge dürfen wir stehen bleiben. Alles ist sehr heruntergekommen, ich verzichte auf eine Dusche welche uns in einem der Zimmer angeboten wird. Auch bei Dunkelheit sieht man den Schmutz und wahrscheinlich rennen auch ein paar Ratten umher. Ich sagte noch zu Erich, dass der Nachbar ein Problem mit dem Abfall habe aber dann bemerken wir, dass der Dreck von der Lodge einfach über den Zaum gekippt wird. Das ist auch eine Art der Entsorgung!

 

Vorsichtig mit durchschnittlich 50 km/h fahren wir am Samstag die restlichen 180 km bis zur Hauptstadt. Allmählich wird der Verkehr immer dichter doch wir kommen durch. Mit etwas Mühe finden wir den Camping  „Jungle Junction“. Da der Eingang nur mit JJ’s beschriftet ist fahren wir zuerst daran vorbei. Der Besitzer Chris aus Deutschland ist ein erfahrener Afrika-Fahrer und hat eine gut ausgestattete Werkstatt. Hier treffen sich fast alle Individualtouristen von Motorradfahrern bis Wohnmobilreisende. Jetzt am Wochenende läuft allerdings gar nichts, wir müssen uns bis Montag gedulden.

 

Sonntag, 28. bis Dienstag, 30.10. Erich beginnt schon mal als Vorbereitung alles Mögliche abzuschrauben. Für die Reparatur muss nämlich der Wohnkoffer herunter genommen werden. Von Chris erhalten wir eine Werkstattadresse, welche über Gabelstapler verfügt und die nötigen Kenntnisse zum Schweissen hat. Auf dem Camping ist ein Kommen und Gehen, wir lernen mehrere Abenteurer kennen. Sepp aus der Nähe von Augsburg lässt seinen Toyota hier stehen und fliegt nach mehrmonatiger Reise am Montag in die Heimat zurück. Ein junges, deutsches Paar mit grossen Motorrädern ist auf Weltreise. Es gibt viel Gesprächsstoff.

 

Heute ist es soweit, am 31.10. bringt Erich unseren Truck in die Werkstatt. Am Nachmittag kann dann mit zwei Hubstaplern der benachbarten Schweizer Firma Sika die Wohnbox  vom Chassis gehoben werden. Nun kommt auch noch ein weiterer Schaden zum Vorschein, der Mittelrahmen ist ebenfalls gebrochen. Das sieht nach Arbeit aus. Wir beziehen vorübergehend ein Zimmer im Camping-Gebäude, essen können wir ebenfalls hier. Die Küche ist sehr gut. Am Donnerstag werden die Verstärkungs- und Schweissarbeiten durchgeführt, Erich ist immer vor Ort.

 

Am Freitag, 2.11. soll die Wohnbox wieder montiert werden, das erweist sich aber als kompliziertes Unterfangen. Zuerst müssen wieder Hubstapler organisiert werden, die natürlich nicht sofort zur Verfügung stehen, aber alles „no problem“! Die ganze Hebeaktion entwickelt sich dann zu einer kriminellen Angelegenheit, absolut nicht Suva-konform. Erich erleidet beinahe einen Herzinfarkt. Kurz vor 17 Uhr ist die Kiste dann aber oben und Erich kann sich durch den dichten Abendverkehr auf den Weg machen. Nach dem sowieso schon nervenaufreibenden Tag passieren dann gleich noch zwei kleine Unfälle. Zum Glück nur Streifkollisionen, die mit etwas Bargeld bald erledigt sind. Erich ist völlig fertig! Ich habe die Tage etwas gemütlicher verbracht, mit Lesen, Einkaufen im nahe gelegenen Luxus-Shoppingcenter (hier bekam ich sogar Original-Greyerzer, Emmentaler und Gorgonzola). Auch führte ich interessante Gespräche mit Gerold, einem Finanzfachmann aus Rubigen/BE. Er macht eine Recherche-Reise für sein Buchprojekt, eine Mischung aus Kochbuch und leicht verständlichem Finanzberater. Wir sind gespannt, für Interessierte hier seine Adresse: geroldschlegel.ch.

 

Samstag bis und mit Montag verbringt Erich mit der Rückinstallation aller Wasser-, Abwasser-, Strom- und Gasleitungen sowie mit dem Verschrauben der Wohnkiste. Ich nehme mir die Fahrerkabine zu einer gründlichen Reinigung vor. Zum Glück ist es tagsüber trocken, in den Nächten gibt es immer wieder heftige Regengüsse. Am Montag treffen Vanessa und Christoph aus der Schweiz ein. Am Abend sitzen wir bei einer Flasche Wein zusammen und erfahren, dass beide aus dem Thurgau stammen. Christoph hat seine Ausbildung auf der Gemeindeverwaltung von Aadorf absolviert, ist jetzt aber IT-Berater. Er wusste vom Verkauf unseres Hauses in Menzengrüt und hat sich sogar überlegt, es zu erwerben. Wie klein die Welt doch ist!

 

Wenn wir schon in einer Grossstadt sind, hat Erich bei der Mercedes-Vertretung DT Dobie gleich noch einen Service-Termin vereinbart. Die Ersatzteile hat er vorab bestellt. Am Dienstag, 6.11. wird alles schnell und kompetent erledigt.

 

Heute Mittwoch, 7.11. kann es endlich wieder weiter gehen. Mit vielen guten Reisetipps von Chris fahren wir los. Nach einem kurzen Einkaufsstop machen wir uns auf den Weg Richtung Mombasa. Wenn nicht so viele Lastwagen unterwegs wären kämen wir noch schneller vorwärts. In Kimani biegen wir Richtung Amboseli NP ab, fahren noch ca. 12 km Piste bis zum Elephant Gorge Camp. Dieses gehört einer Gemeinde und sie verlangen sage und schreibe unvorstellbare 15‘000 KES (150 Dollar) nur für’s Hinstellen für eine Nacht!!! Wir bieten ihnen max. 2‘000 KES an, was immer noch zu viel ist. Nach langem Feilschen und der Drohung an einen anderen Ort zu fahren, willigen sie ein. Der Platz ist sensationell, mit direkter Sicht auf den Kilimanjaro, welcher sich abends wolkenlos in seiner ganzen Pracht zeigt.

 

Wir beschliessen den Amboseli NP auszulassen und gleich zum Tsavo West NP zu fahren. Der Eintrittsgebühr für einen Tag inkl. Camping beträgt 170 Dollar, teuer aber viel günstiger als in Tansania. Die Landschaft ist sensationell. Tiere sehen wir nicht sehr viele. Erwähnenswert sind die roten Elefanten (sie stäuben sich mit dem roten Sand ein). Vor ca. 200 Jahren gab es hier einen Vulkanausbruch, die erstarrten Lavaströme sind auf weiter Fläche gut zu sehen. Wunderschön ist Mzima Springs, eine Wasseridylle mit mehreren Teichen voll mit blauen Fischen, Flusspferden und Krokodilen, dies alles in einer üppigen Dschungellandschaft. Das Rhino Valley ist wunderschön, grün und von zackigen Felsformationen eingerahmt. Wir übernachten im Communal-Camping, hier sind wir völlig alleine in der Wildnis. Ganz in der Nähe macht sich ein Elefant über die Bäume her.

 

Am nächsten Tag, 9.11. dürfen wir uns noch bis 11 Uhr im Park aufhalten Auf der Fahrt zu einem Aussichtspunkt, von wo wir den ganzen Park überblicken können, immer mit dem Kili im Hintergrund, treffen wir auf ein Rudel Wildhunde. Diese sind eher selten zu sehen und wir bewundern das bunte Fell dieser Tiere. Unterwegs zum Ostausgang treffen wir auf die übliche Tierwelt, aber auch Kuhantilopen und Oryx-Antilopen. Die letzten Kilometer im Park sind wieder eine Herausforderung, die Piste ist von Wasserrinnen durchfurcht. Wir sind froh, als wir wieder die Hauptstrasse nach Mombasa erreichen. In Mombasa herrscht wie in der Schweiz Freitag abends das reine Chaos. Die Strasse durch die Stadt ist eine Zumutung. Auf weiten Strecken fehlt der Belag und mehrere Umleitungen führen durch heruntergekommene Siedlungen. Wir flüchten so schnell als möglich in den Norden. In Kikambala finden wir mit Hilfe von Einheimischen die „Edelweiss“-Lodge. Hier haben Hedi, eine 80-jährige, sehr aktive Frau aus der Schweiz und Ulli aus Deutschland ein Paradies geschaffen. Der Garten bietet eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen, die in allen Farben blühend. Mehrere Baobab-Bäume, riesige Kakteen, Frangipani, Hibiskus, Orchideen und gigantische Palmen gruppieren sich zu einem harmonischen Bild. Man kann im hübschen, neuen Bungalow wohnen oder im Garten campieren. Wir sind uns sofort sympathisch, bei einer Flasche Wein plaudern wir bis spät in die Nacht hinein. Hier bleiben wir ein paar Tage, geniessen den prächtigen Garten und die Abkühlung im Pool. Erich gesellt sich zwischendurch zu Ulli und hilft ihm ein wenig bei der Arbeit in seiner Werkstatt. Hedi erzählt mit ihre sehr interessante und nicht gerade leichte Lebensgeschichte. Sie ist eine sehr mutige Frau, hat vier Kinder aufgezogen, wurde schon früh Witwe und hat viel gearbeitet. Mit 62 beschloss sie, nach Kenia auszuwandern. Hier hat sie ihr Glück gefunden, auch gesundheitlich gehe es ihr hier viel besser sagt sie.