Mosambik ist für viele ein unbeschriebenes Blatt auf der Weltkarte. Das riesige Land an der Südostküste Afrikas hat eine Nord-Süd Ausdehnung von 1900 km bei einer Breite von bis zu 600 km. Die Meeresküste am Indischen Ozean weist eine Länge von 2700 km mit Traumstränden und vorgelagerten Inseln auf. Bis zur Unabhängigkeit in den 1970er Jahren besuchten jährlich 300‘000 Auslandgäste Mosambik. Die Portugiesen flohen und die Regierung wandte sich dem Sozialismus zu – das bedeutete ein jähes Ende des Tourismus. Durch den jahrelangen Guerillakrieg der beiden Parteien Frelimo und Renamo geriet das Ferienziel Mosambik in Vergessenheit. Endlich im Jahr 1992 kam es zu einem Friedensschluss und das Land öffnete sich wieder dem Westen. Leider gerieten viele Ansätze des Fortschritts wieder ins Stocken, wegen hoher Visagebühren und korrupter Grenz- und Polizeibeamter. Noch schlimmer wirkten die schlechten Nachrichten über die Sicherheitslage während der innenpolitischen Krise von 2013 bis 2016. Seither bleiben die Scharen an Badefreunden, Tauchern und Sportfischern aus. Mosambik gehört heute zu einem der ärmsten Länder der Welt. Die Amtssprache ist Portugiesisch. Trotz der vielen Geschichten über Diebstahl und Überfälle wagen sich langsam die Südafrikaner wieder an die sensationellen Strände, hauptsächlich zum Tauchen und Sportfischen. Bis jetzt haben wir auf unserer Reise durch das interessante Land nur positive Erfahrungen gemacht. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit und die vielen Polizeikontrollen können wir meistens ohne Probleme passieren.
Am Mittwoch, 11. Juli 2018 stehen wir früh auf, wir wollen möglichst früh an der Grenze zu Mosambik sein. Gestern hatte es eine kilometerlange Auto- und Lastwagenkolonne. Zuerst müssen wir Formalitäten für die Visas ausfüllen und dafür 700 Rand pro Person bezahlen. Für die Einfuhr des Fahrzeugs sind weitere Papiere auszufüllen und eine extra Versicherung abzuschliessen. Um 9 Uhr sind wir mit Hilfe von einer Art Schleusern, welche unmöglich abzuschütteln sind, in Mosambik. Über eine super Autobahn (von den Südafrikanern gebaut) erreichen wir bald die Hauptstadt Maputo. In einem Vodacom-Shop rüsten wir uns zuerst mit neuen Simkarten für’s Handy und Internet aus. Durch dichten Mittagsverkehr verlassen wir die sehr heruntergekommene Stadt. Im Ort Maraquene besorgen wir noch Bargeld (Meticais) und fahren dann über eine gebührenpflichtige Brücke zum Camp Tan – N’Biki in Macaneta direkt am Indischen Ozean. Zum Baden ist es leider zu kalt aber den Strandspaziergang geniessen wir trotzdem. Hier verbringen wir zwei Tage.
Unser nächstes Ziel ist Xai-Xai, welches wir am 13.7. erreichen. Nach dem Einkauf in einem riesigen Laden wie bei uns Cash & Carry fahren wir auf einer sehr sandigen Piste und am Ende durch Sanddünen zum Montego Beach Camp. Um unseren Truck mit seiner Höhe von 3.4 m platzieren zu können, müssen wir einige Äste von Bäumen kürzen. An der Bar, welche wunderschön über dem Sandstrand gelegen ist geniessen wir die prächtige Aussicht bei einem kühlen Bier. Wir lernen ein Australisches Paar kennen. Sie haben ihren Land Rover nach England verschifft und sind die Afrikanische Westküste runtergefahren. Diese Reiseroute hätten wir nie gewählt, gilt sie doch als sehr unsicher. Im Restaurant gönnen wir uns frische Muscheln und rieeeesige Königs-Garnelen – ein Genuss. Den nächsten Vormittag verbringen wir am Strand. Das Wasser hat sich stark zurückgezogen, so dass die vorgelagerten Riffe freigelegt sind. Viele Dorfbewohner suchen darauf nach Austern und Muscheln mit Erfolg, denn nach einigen Stunden transportieren sie säckeweise dieser Delikatessen ab. Weit draussen, aber mit dem blossen Auge sichtbar, können wir mehrere Buckelwale (bis 30 Tonnen schwer und 15 m Länge) beobachten. Diese Giganten springen scheinbar schwerelos aus dem Wasser, am Schluss sind jeweils nur noch die riesigen Schwanzflossen und Wasserfontänen zu sehen – spektakulär! Am Nachmittag tauchen wir nochmals ins kühlende, jetzt aber viel wildere Meer ein, herrlich. Von unserer Dachterrasse auf dem Truck haben wir eine tolle Sicht auf die kilometerlange Küste. Am frühen Abend kommen die Australier Ruth und Antony auf ein Glas Wein zu uns. Die beiden haben viel zu erzählen, sind sie doch schon über ein Jahr unterwegs.
In der Nacht hat es gestürmt und geregnet, am Morgen ist es immer noch stark bewölkt. Wir machen uns auf den Weg in Richtung Norden. Die sehr gute Strasse führt zunehmend durch dichte Palmenhaine. Im Reiseführer steht, es seien geschätzte 2 Mio. Palmen aber das müssen weitaus mehr sein. Unterwegs werden entlang der Strecke immer wieder lebende Hühner und Kaninchen zum Kauf angeboten. Wir verzichten, aber bei den leckeren, gerösteten Cashew-Nüssen können wir nicht widerstehen. Bald bringt uns ein Abzweiger auf eine 17 km lange, holprige Sandpiste, welche uns zurück ans tosende Meer und zum nächsten Camp führt. Dort stehen schon Claudia und Peter aus Luzern mit ihrem Bremach-Wohnmobil. Sie reisen schon seit mehreren Jahren ins südliche Afrika. Das Fahrzeug lassen sie jeweils in einer Lodge in Sambia stehen. Frisch pensioniert, wollen sie nun 7 Monate bleiben.
Mo, 16.7., auch in dieser Nacht bleibt es unbeständig, wir beschliessen weiter zu fahren. Die Luzerner sind in den Süden unterwegs, so dass sich unsere Wege wieder trennen. Kurz vor Inhambane halten wir beim Yum-Yum Supermarkt, dort scheinen sich sämtliche Afrikafahrer zu treffen. Holländer mit einem Unimog und auch die Australier decken sich dort mit Proviant ein. Plötzlich ruft jemand auf Schweizerdeutsch: Wo sind die Zürcher? Ein junger Typ aus Einsiedeln begrüsst uns. Die naheliegenden Strände sind bei Tauchern sehr beliebt, deshalb der Touristenauflauf. Wir verabschieden uns mit dem Hinweis, dass man sich sicher wieder treffen wird. Jetzt bei strömendem Regen fahren wir zum legendären White Sands Camp. Das Holzgebälk im riesigen Restaurant ist übersät mit Inschriften bisheriger Gäste, wir sind aber wieder einmal die Einzigen hier. Kaum geparkt tauchen schon die ersten Souvenirverkäufer auf. Wir fragen nach Prawns, Tomaten und Bananen. Tatsächlich kommen nach kurzer Zeit Händler mit den gewünschten Sachen vorbei. Die 8 Riesengarnelen bereiten wir am Abend auf dem Grill zu – yummmmy.
Über Nacht kam die Flut bis zum Camping an der Landspitze hoch. Das ganze Gelände ist von Wasser eingeschlossen aber um 9 Uhr können wir bereits durchfahren. Wir besuchen die hübsche Altstadt von Inhambane. Auf dem urchigen Markt herrscht Hochbetrieb. Wir feilschen um ein paar hübsche Untersetzter aus mit Stoff überzogenen Flaschenkronen. Danach fahren wir ins Hospital zum Zahnarzt, ich habe sein zwei Tagen Schmerzen oberhalb eines Eckzahns. Die Menschenschlange ist aber dermassen lang, dass wir gleich wieder umdrehen. Im Care-Center von Maxixe habe ich mehr Glück, werde ich doch gleich von einer jungen Zahnärztin untersucht. Die Ausrüstung im winzigen Zimmer ist sehr rudimentär. Ausser einem recht modern aussehenden Behandlungsstuhl gibt es einige nicht mehr funktionierende Geräte und ein paar Blechbüchsen mit Instrumenten und Besteck. Zum Glück stellt sich heraus, dass ich „nur“ eine Zahnfleischentzündung habe. Für einen ernsteren Eingriff hätte ich nur im äussersten Notfall hingehalten. Kosten tut es nichts, der Ärztin geben wir zum Dank Schweizer Schokolade, Sie ist von unserem fahrbaren Haus begeistert und küsst Erich zum Abschied auf beide Wangen. Weiter fahren wir nach Massinga und von dort in 30 Min. auf einer ausgewaschenen Sandpiste zum wunderschön liegenden Stellplatz im Murrungolo Beach Resort. Der Strand ist unendlich lang, menschenleer und von Palmen eingerahmt. Wir beschliessen, hier zwei Nächte zu verbringen. Am nächsten Tag gesellen sich drei Südafrikaner mit Motorrädern zu uns. Bei schönstem Wetter aber mit kaltem Wind verbringen wir einen relaxten Strandtag. Nachmittags kommen Fischer mit ihrem frischen Fang vorbei, wir erstehen ein grosses Exemplar, welches dann bald zum Nachtessen auf dem Grill bruzelt. Heute installiert Erich zum ersten Mal unser Heimkino. Mit einem Beamer können wir unzählige, von unserem Freund Werner auf eine Harddisk gespeicherte Filme anschauen, eine unterhaltsame Abwechslung neben dem Lesen.
Am Do, 19.7. geht’s weiter nach Vilanculo. In der Nacht hat es wieder geregnet. An der Reception bezahlen wir nun endlich unsere Campgebühren (bis jetzt hat das Kreditkartengerät nicht funktioniert. Der Besitzer erzählt, dass im Januar einer der hier häufigen Zyklone das Dach des Restaurants weggerissen hat. Die Renovierung ist in Arbeit. Nach 180 km Fahrt durch ländliches Gebiet erreichen wir Vilanculo und die Dona Soraya Lodge. Der Besitzer Peter begrüsst uns in breitem Berndeutsch. Seine Frau ist Spanierin und sie leben schon seit 20 Jahren hier. Hier treffen wir auch wieder auf die Australischen und Holländischen Paare. Ebenfalls ist eine 5-köpfige Gruppe aus Slowenien hier. Nach einem Apéro bei den anderen Reisenden essen wir im Lodge-Restaurant ein sehr feines Fischmenü. Peter leistet uns Gesellschaft und wir erfahren viel über die unglaublich komplizierte Bürokratie des Landes. In einem politisch unruhigen Land ist es nicht einfach, eine Existenz aufzubauen. Vor Mosambik haben Soraya und Peter in Südafrika gelebt, sind aber von der immer stärker zunehmenden Kriminalität geflüchtet. Besonders nach einem nächtlichen Überfall, wobei Soraya gezwungen war zwei Einbrecher zu erschiessen, Für Samstag planen wir einen Bootsausflug zum Schnorcheln bei den naheliegenden Inseln. Soraya organisiert alles. Leider macht das Wetter dann nicht mit, es regnet. Also brechen wir die Übung ab und fahren weiter nach Inhassoro. Hier ist nicht mehr viel los. Im einzigen Geschäft gibt es nur sehr wenig zu kaufen. Wir können aber Geld und frisches Brot besorgen. Inhassoro ist der letzte Ferienort, wo sich Südafrikaner noch hintrauen. Weiter nördlich gibt es keine touristischen Infrastrukturen mehr. Die Strassen werden auch immer ruppiger und sind mit Löchern übersät. Etwas südlicher finden wir einen wunderschönen Camping "Goody Villas" direkt am Meer mit Rasen und schattigen Palmen. Wir treffen hier auf eine Gruppe Südafrikaner, die Frau spricht perfekt Deutsch. Sie ist mit ihren Eltern vor Jahren von Deutschland nach Kapstadt gezogen. Jetzt gibt es noch Handwäsche zu erledigen und dann werde ich die frischen Calamares zubereiten.