Mittwoch, 13.03.2019, heute fahren wir in die Hauptstadt Lusaka. Unterwegs passieren wir Testfelder diverser Agrochemie Firmen, Syngenta ist ebenfalls vertreten. Was die da wohl alles ausprobieren? Überhaupt werden hier anscheinend sehr viel Dünger und Pestizide eingesetzt, in jedem Dorf findet man ein Verteilzentrum für landwirtschaftliche Produkte. Schon von weitem merkt man, dass wir uns einer wohlhabenden Grossstadt nähern. Die Zahl an teuren Autos nimmt zu. So viele BMW und Mercedes haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Wir sind überrascht, wie sich Lusaka entwickelt hat. Bei unserem letzten Besuch vor ca. 25 Jahren war das noch ein grösseres Dorf. Mehrere grosse und luxuriöse Einkaufszentren verteilen sich über die Stadt und Glastürme bilden eine moderne Skyline. Nach einem Abstecher in die Kabwata Cultural Village, wo ausser ein paar schönen Einzelstücken viel touristischer Ramsch angeboten wird, fahren wir zum Wanderer’s Camp mitten in der Stadt. Dort angekommen werden wir gleich von Nick, einem Engländer belagert. Er ist alleine mit dem Motorrad unterwegs und anscheinend froh, Gesellschaft zu haben. Jedenfalls redet er so schnell und viel, dass wir nicht alle Details mitbekommen. Am Nachmittag machen wir zu Fuss einen Ausflug in die nahe gelegene Manda Hill Mall, eines der Einkaufszentren.

 

Am nächsten Tag lassen wir uns von David, dem Sohn der Camp Besitzerin mit dem Auto in die Galerie 37 D chauffieren. In den sehr modernen, kubischen Räumlichkeiten umgeben von einem schönen Garten, sind moderne afrikanische Kunst aber auch Antiquitäten zu sehen und zu kaufen. Eine Edelstein-Ausstellung mit fantastischem Schmuck ist ebenfalls integriert. Eindrückliche Bilder, wunderschöne Möbel und tolle Einrichtungsgegenstände begeistern uns vollends. Eine Angestellte erzählt über die Herkunft der antiken Teile sowie über die rituelle und traditionelle Verwendung der wunderschönen Holzmasken. Am liebsten würden wir einen Container damit füllen und in die Schweiz schicken. Wir beschränken uns dann aber auf eine alte kongolesische Holzfigur und ein filigranes Schmuckstück. David bringt uns anschliessend zum neuen Levy-Shoppingcenter. Wir geniessen es richtiggehend, wieder einmal durch schöne Geschäfte bummeln zu können.

Den Kühlschrank gefüllt mit leckeren Esswaren, machen wir uns am Freitag auf den Weg Richtung Sambesi-Fluss. Erich programmiert die Route wie immer im Navi. Schon bald merke ich, dass wir laut Kompass in die falsche Richtung fahren. Erich behauptet, dass sei schon richtig so. Tatsächlich würden wir auf dieser Route auch ans Ziel gelangen, aber laut der Strassenkarte hört die Teerstrasse nach der Hälfte auf und von da an ist über 50 km nur noch ein Feldweg eingezeichnet. Erich beharrt, dass das schon ginge und fährt unbeirrt weiter. Zu Beginn ist die Erdstrasse noch ganz passabel zu befahren, doch schon bald wird der Weg immer enger. Die Äste der Bäume hängen tief hinunter, so dass wir befürchten müssen die Solarzellen zu beschädigen. Dann kommt eine so steile und schräge Passage, dass wir beinahe kippen. Jetzt ist aber Schluss mit Lustig! Endlich gibt auch Erich auf und wir suchen eine Stelle, wo wir umdrehen können, was aber nicht so einfach ist. Welch eine Erlösung, als wir wieder auf die befestigte Strasse treffen und am Truck noch alles dran ist. Nun heisst es zurück nach Lusaka und dann auf der Hauptstrasse über Kafue südwärts. Unterwegs kassieren wir dann auch noch eine Busse wegen zu schnellem Fahren. Die Stimmung in der Fahrerkabine ist ziemlich gereizt. Endlich um halb sechs, es wird schon dunkel, finden wir einen Übernachtungsplatz etwas abseits der Strasse hinter einem Erdwall.

 

Samstag, 16.3.2109, die heutige Etappe bis Chirundu und zum Zambezi Breezers Camp ist nicht mehr lang. Entlang der Strecke liegt ein fossiler Wald. Hier liegen über eine grosse Fläche verteilt versteinerte, ca. 150 Mio. Jahre alte Pinien. Zwei Stämme sind noch in der vollen Länge erhalten. Im kleinen Dorf stellt ein Drechsler mit einfachsten Mitteln Dosen aus Mopaniholz her. Die Spindel treibt er von Hand mit einem alten Abschleppband an. Ein zweiter Mann schneidet diversen Werkzeugen das überflüssige Holz heraus. Etwas entfernt entdecken wir eine Gruppe Mädchen, welche eine Art Gummi-Twist spielen. Da kommen doch gleich nostalgische Erinnerungen der eigenen Jugend hoch. In Chirundu kaufen wir im neuen Shoprite noch ein paar Kleinigkeiten ein. Das Breezers Camp wird von Annamarie, einer netten Holländerin geführt. Wir stehen direkt am Flussufer. Auf dem grossen Areal mit vielen Bäumen steht auch ein kleiner Pool, in welchem wir uns etwas abkühlen können. Hier ist es brütend heiss, so um die 37 Grad. Am Abend setzten wir uns auf die Dachterrasse. Hier oben ist es etwas kühler und die Aussicht über den Fluss, die darin verstreuten Sandbänke und das gegenüberliegende Ufer (bereits Simbabwe) ist atemberaubend schön. Das beinahe volle Rund des Mondes scheint durch die Wolken, Flughunde gehen auf die Jagd und Glühwürmchen schwirren im Schilf. Am Horizont können wir gewaltige Blitze beobachten. Dieses sind die Ausläufer vom Zyklon Idai, welcher über Simbabwe und Mosambik wütet. Wir sind froh, nicht davon betroffen zu sein.

 

Am nächsten Morgen, früh kurz nach 5 Uhr erwache ich wegen knackenden Geräuschen. Der Verursacher des Lärmes ist ein Nilpferd, welches gleich hinter unserem Truck das Flussufer hochsteigt und genüsslich das lange Gras frisst. Ich wecke Erich, schliesslich ist er der Hypo-Fan. In der farbenprächtigen Morgendämmerung ist der lebende Koloss auch immer deutlicher zu sehen. Den Tag verbringen wir am Schatten oder im Pool. Am späten Nachmittag starten wir zu einer Bootstour auf dem Sambesi. Die Landschaft ist jetzt in gedämpft goldenes Licht getaucht, wunderschön! Im Wasser tummeln sich Gruppen von Nilpferden, welche recht angriffig sind, wenn wir uns nähern. Krokodile liegen faul auf den Sandbänken und im Schilf fressen Elefanten. Dann versinkt die Sonne blutrot über dem Wasser, ein tolles Schauspiel. Auch den nächsten Tag verbringen wir mit Nichtstun. Jede Bewegung verursacht Schweissausbrüche.

 

Heute Dienstag geht’s wieder weiter. Wir fahren über Chirundu und weiter bis Siavonga auf gutem Asphalt. Die letzen 45 Minuten bis zur Sandy Beach Lodge am Kariba See sind wieder Piste. Tatsächlich treffen wir auf einen langen, palmengesäumten Sandstrand. Wir suchen einen möglichst schattigen Platz auf diesem 4 Hektar grossen Gelände. Wir werden von Herman dem Besitzer begrüsst. Er stammt ursprünglich aus München, lebt aber schon seit über 45 Jahren in Afrika. Damals als Musiker unterwegs verliebte er sich in eine sambische Flugbegleiterin und ist geblieben. In seinem Restaurant essen wir das von ihm empfohlene Krokodil-Schnitzel mit Bratkartoffeln. Es schmeckt gut und stammt aus der Krokodil-Farm wo u.a. für Louis Vuitton Handtaschen zu unvorstellbar hohen Preisen hergestellt werden. Herman gesellt sich zu uns an den Tisch und wir verbringen ein paar unterhaltsame Stunden. Er erzählt einige Anekdoten aus seinem Leben, zum Beispiel als er zusammen mit einer Phyton auftrat. Auch mit der Deutschen Botschaft hatte er einige urkomische Erlebnisse.

 

Die nächsten beiden Tage verbringen wir möglichst bewegungslos im Liegestuhl. Es ist unglaublich heiss, kaum ein Lüftchen bewegt sich über dem See. Obwohl dieser wahrscheinlich auch bilharzioseverseucht ist, gehen wir schwimmen. Es gesellt sich noch ein Holländisches Fotografenpaar zu uns auf den Campingplatz. Sie machen z.Z. eine Dokumentation über die grossen Fischfarmen hier im Karibasee.

 

Freitag, 22.03.2019, wir brechen auf und fahren zuerst auf einer rauen Piste nach Siavonga. Erich will den Staudamm besichtigen. Die Krone des Dammes wird als regionale Strasse nach Simbabwe genutzt. Die Grenzlinie verläuft mitten durch den See. Die Bogenstaumauer wurde zwischen 1955 und 1959 gebaut. Sie ist 128 m hoch und 617 m lang, das Fundament misst 24 m. Der Karibasee ist der grösste Stausee der Erde. Nach der Besichtigung fahren wir zum Eagles Rest Resort. Dieses liegt inmitten eines wunderschönen Parks auf einer Landzunge. Baden ist hier nicht empfehlenswert, am Ufer sonnen sich einige Krokodile. An der Bar treffen wir auf Annemarie vom Breezers Camp, sie verbringt das Wochenene hier. Ihre beiden liebenswerten Jack Russels sind auch dabei. Immer mehr Gäste treffen ein, alles Weisse, welche schon lange in Sambia leben. Josef der Österreicher, Peter mit seiner Deutschen Mutter und Tom der Resort-Manager aus Deutschland. Das Bier fliesst in Strömen und die Runde wird immer lustiger.

 

Am nächsten Tag lernen wir auch das junge Schweizer Ehepaar Esther und Philipp kennen. Esther lag für einige Tage mit einer Malaria im Bett, hat das Schlimmste jetzt aber überstanden. Die beiden sind auf dem Weg nach Kapstadt, wo ihre nächste Arbeitsstelle auf sie wartet. Sie ist Gynäkologin und macht am „Groote Schuur“ – Spital eine zweijährige Zusatzausbildung. Philipp ist Zellbiologe und nimmt an einem internationalen Forschungsprojekt teil. Ihre Reise mit einem selbst ausgebauten Mitsubishi-Bus führte sie u.a. über den Iran, Oman, Äthiopien bis hierher.  www.buskedisi.com. In der Bucht liegen mehrere Hausboote, wir dürfen das Boot von Gerry besichtigen. 

 

Heute Sonntag beschliessen wir wieder weiter zu fahren. Trotz der etwas kühleren Brise ist es immer noch sehr heiss und die Mücken fressen mich buchstäblich auf. Unser Ziel ist die Moorings Farm bei Monze. Es gibt zwei Möglichkeiten dorthin zu gelangen. Eine leicht zu befahrene Arsphaltstrasse oder die Südroute mit einem Stück Erdstrasse dazwischen. Natürlich wählen wir die schwierigere Strecke. Laut Tom soll diese landschaftlich sehr schön sein. Also los geht’s! Bis Munyumbwe führt die Strasse durch eine afrikanische Bilderbuchlandschaft mit riesigen Baobab-Bäumen, Savannen und kleinen Dörfern mit grasbedeckten Rundhütten. Danach müssen wir uns mehrheitlich auf die Fahrbahn konzentrieren. Die steinige Piste führt stetig bergan und ist ziemlich ausgefahren. In Gwembe beginnt dann eine mit Löchern übersäte Teerstrasse, dann fahren wir schon lieber rumpelige Pisten. Ab Chisiki sind es noch 30 km auf der Hauptstrasse bis zur Farm. Nach diesem langen Tag mit über sieben Stunden Fahrzeit gönnen wir uns zuerst einen kühlen Gin Tonic. Etwas später treffen zwei Holländer mit einem Land Rover ein. Sie wollen in 10 Wochen nach Hause fahren, wenn möglich über die Sinai Halbinsel und Israel. Ob das wohl möglich ist?

 

Montag, 25.03.2109, wir beschliessen noch einen Tag an diesem angenehmen Ort zu bleiben. Ich muss einen dringend nötigen Waschtag einlegen und der nächste Reisebericht ist auch schon wieder fällig.